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Das Unaussprechliche hörbar gemacht


Das Karlsruher Barockorchester zusammen mit der evangelischen und der katholischen Kantorei am Sonntagabend in der Stadthalle. (Foto:Wörner)

(tw) (ra) Es ist schon jedes Mal etwas besonderes, wenn ein Kantoreikonzert wegen der Besetzungsstärke einer Aufführung in die Stadthalle verlegt wird. Die vereinigte Sängerschar der evangelischen und katholischen Kantoreien ergab am Sonntag einen beeindruckenden Chor, der Händels alttestamentarisches Epos zum nachhaltigen Erlebnis werden lies.
Die Stadthalle war ordentlich besucht, das Karlsruher Barockorchester bestens disponiert, die Auswahl der Solisten überzeugte, kurz, die "Zutaten" für ein Chorkonzert besonderer Güte stimmten. Achim Plagge und Godehard Weithoff wechselten sich im Dirigat und dem Spiel der Continuo-Orgel ab. Verschnaufpausen gab es also nicht. So lief auch die teilweise blutrünstige, manchmal naturalistisch geschilderte dramatische Handlung bruchlos und zielgerichtet auf das alles verherrlichende Finale, den Triumph des befreiten Volkes Israel, zu.
Dies verwundert umso mehr, als das Opus als Stückwerk entstand: Sein dritter Teil bildete zunächst ein eigenständiges Chorwerk ("Moses’s Song"), der erste Teil ist eine Umarbeitung des Funeral Anthems HWV 264, lediglich der zweite, handlungsschwangere Akt wurde eigens für das Oratorium konzipiert, später eingefügte Sopranarien sollten die Publikumswirksamkeit des ganzen steigern.
Plagge und Weithoff entschieden sich zu Kürzungen, die dem Stück sehr zugute kamen. Von der Trauerode erklang nur die Sinfonia, es blieben zwei große Blöcke: Die Schilderung der berühmten biblischen Plagen, dirigiert von Godehard Weithoff und Moses’ Lobgesänge, geleitet von Achim Plagge. Dasselbe Thema aus zwei Perspektiven: Zunächst naturalistisch dramatisch, dann verherrlichend betrachtend. Das Ensemble wurde beiden Aufgabestellungen gerecht. Mit viel Chroma floss in einer dickflüssigen Fuge Blut statt Wasser durch Ägyptens Flüsse. Zu lustigen Hüpfmotiven der Violinen sprangen lästige Frösche gar bis in die Gemäuer des Königs, wovon Countertenor Alexander Gorbatenko in abenteuerlichen Koloraturen berichtete. In unerbittlichen Stößen des Orchesters wurden alle Erstgeborenen inmitten einer Doppelfuge enthauptet, Hagelkörner prasselten im harten Staccato der Bläser danieder. Die Schilderung solcher Effekte ließe sich fortführen bis zum Paukendonner, der die Verfolger der Israeliten zermalmte. Inmitten des geteilten Roten Meeres führte eine Fuge in der Einsatzfolge Bass/Tenor/Alt/Sopran aus der Tiefe ans Licht. Händel hatte sich in diesem Experimentieroratorium kompositorisch selbst übertroffen! Allein, sein Londoner Publikum dankte es ihm nicht, ganz im Gegensatz zu den begeistert applaudierenden Eberbachern, die auf ihre Kantoreien Stolz sein konnten, hatten die Chefs doch wieder viel riskiert und reüssiert. Dankenswerter Weise fand sich in Zeiten leerer Kasse eine Gönnerin: Das Konzert wurde von Magdalena Barth initiiert und finanziert.
Nach der Pause dirigierte Achim Plagge den zweiten Teil. Das ganze Geschehen wurde jetzt betrachtend und verherrlichend rekapituliert. Standen einige der Lobeshymnen erstaunlicherweise in Moll, so lichtete sich das Bild mehr und mehr. Nummern, wie "Thy right hand, O Lord" standen dem "Halleluja" aus dem Messias nicht nach. Plagge setzte deutliche Impulse und nahm auch die Tempi mitunter recht zügig. Martin Steffan hatte nur wenige Rezitative zu singen, war jedoch eine gute Besetzung, da er sehr textverständlich singt, sieht man von der altenglischen Sprache an sich ab. Im Duett mit dem wohlklingenden, vibratoreichen Timbre des Countertenors war es nicht von Nachteil, dass sein Tenor eher schlank klingt, hatte er hier doch den tiefen Part inne, für einen Tenor ein seltenes Vergnügen. Sabine Goetz und Cornelia Winter harmonierten in ihren Sopranduetten prächtig. Einigen Von Sabine Goetz übernommen Arien haftete etwas virtuos Opernhaftes an, Händels Tribut ans breite Publikum. Das Karlsruher Barockorchester wurde von beiden Dirigenten mit dem Chor in schönem Passgang geführt. Da die Musiker vor den Sängern saßen, war die akustische Koppelung einer Instrumentalstimme an eine Chorstimme sogar oft von größerer Dichte, als etwa das "Flügelspiel" über die gesamte Bühnenbreite des mächtigen Chors.
Die eher kleine Besetzung des Instrumentalensembles und die Einbeziehung historischer Aufführungspraktiken schmälerten die Händelsche Prachtentfaltung jedoch in keiner Weise. Statt akustischer Kraftmeierei gab es Tiefgang, das Unaussprechliche wurde hörbar gemacht. So beschloss minutenlanger Beifall die Aufführung.


14.11.05

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