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Nachrichten > Kultur und Bildung

Realschüler feierte Weihnachten mit Wohnungslosen


Links: Gemeinsam mit der Besucherin Gudrun Jäger richtet der Realschüler Moritz Hofherr das Besteck für das Weihnachtsessen. Rechts: Roland Reinke erzählt ihm von seinem Leben unter einer Brücke. (Fotos: Hofherr)

(bro) (hof) Einen ganz besonderen Heiligabend erlebte der Waldbrunner Realschüler Moritz Hofherr in diesem Jahr. Im Rahmen des themenorientierten Projekts "Soziales Lernen" an Realschulen verbrachte der Schüler der Realschule Eberbach den Tag im Karl-Klotz-Haus des SKM Heidelberg.

In der dortigen Tagesstätte für wohnungslose Menschen feierte der 13-Jährige mit den Besuchern der Einrichtung Weihnachten. Kennen gelernt hat sie der Jugendliche durch seinen Vater, der dort als Sozialarbeiter tätig ist.

Sein Tag begann bereits um 9.30 Uhr, als er gemeinsam mit den hauptamtlichen Mitarbeitern des SKM und einigen Besuchern die traditionelle Weihnachtsfeier vorbereitete. Geschirr und Besteck mussten gerichtet und Tische weihnachtlich geschmückt werden.

Um 11 Uhr kam Pfarrer Christoph Heimpel, der mit den wohnungslosen Besuchern eine Andacht im Karl-Klotz-Haus feierte. Natürlich gehörten auch Weihnachtslieder zu dieser Feier. "Es war zwar ganz anders als in der Kirche, aber den Wohnungslosen und mir hat die Andacht gefallen", so der Schüler.

Um 12 Uhr wurde dann der Tagestreff für das gemeinsame Weihnachtsessen geöffnet. "Solch einen Ansturm hätte ich nicht erwartet", zeigte sich Moritz Hofherr überrascht. Dass es in Heidelberg so viele arme Menschen gibt, hat mich schon sehr betroffen gemacht, fasst der Jugendliche seine Gefühle zusammen. "Viele fanden gar keinen Sitzplatz und mussten draußen Platz nehmen." Dennoch ließen sie sich das Festessen schmecken, das vom Malteser Hilfsdienst zubereitet und gespendet wurde. Gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern servierte der Realschüler den Besuchern Tee, Kaffee und das Weihnachtsessen.

Nachdem alle gegessen hatten, fand Moritz Hofherr auch Gelegenheit, sich mit einigen wohnungslosen Menschen zu unterhalten. "Dabei ist mir aufgefallen, dass alle sehr freundlich und offen zu mir waren", stellte der Praktikant überrascht fest. "Vorher hatte ich schon ein bisschen Sorge, akzeptiert zu werden", fasste er seine Befürchtungen zusammen. Stattdessen erzählten ihm die Besucher von ihrem Schicksal und der Not, die das Leben ohne Wohnung mit sich bringt. Besonders Roland Reinke beeindruckte den Schüler nachhaltig, als er von seinem jahrelangen Leben unter einer Heidelberger Brücke berichtete und erzählte, wie es dazu gekommen ist.

Um 15 Uhr endete die Feier, und die Einrichtung wurde wieder aufgeräumt. Das Geschirr wurde gespült, Tische gewischt und der Boden gereinigt, denn auch an den beiden Weihnachtsfeiertagen hatte der SKM das Karl-Klotz-Haus für wohnungslose Menschen, die ansonsten keine Anlaufstelle haben, geöffnet. Es gab es wieder ein warmes Mittagessen und die Möglichkeit, sich im Tagestreff aufzuwärmen.

Insgesamt muss der Realschüler 20 Arbeitsstunden im Rahmen seines Praktikums leisten. Von einem wohnungslosen Pärchen wurde er für einen der nächsten Tage bereits zu einem Besuch eingeladen. Gemeinsam mit drei Hunden leben die beiden in einer selbst gebauten Hütte im Heidelberger Wald. Außerdem hat er vor, gebrauchte Kleider und Schlafsäcke zu sammeln, die er dann für die Kleiderkammer des SKM spenden will.

Das Praktikum "Soziales Engagement" bietet den baden-württembergischen Realschülern die Möglichkeit, etwas für sich und andere Menschen zu tun. Es schafft Lern- und Erfahrungsräume und trägt zur Persönlichkeitsentwicklung bei. Die Schüler der achten Klassen haben dabei die Möglichkeit, die Gesellschaft zu erfahren. Im Klassenverband können die gemachten Erfahrungen ausgetauscht und reflektiert werden. Im Vorfeld werden die Schüler von ihren Klassenlehrern an das Thema "Soziales Engagement" herangeführt. Die gewonnenen Erfahrungen werden in einer Projektmappe dokumentiert.

Der SKM Heidelberg betreibt im Karl-Klotz-Haus in Heidelberg eine ambulante Einrichtung für wohnungslose Menschen. Im Tagestreff haben Besucher die Möglichkeit, Frühstück und Mittagessen zu sich zu nehmen. Darüber hinaus gibt es Duschmöglichkeiten und eine Kleiderkammer. Außerdem bieten die fünf hauptamtlichen Sozialarbeiter und -pädagogen Sprechstunden an, um die betroffenen Personen bei der Bewältigung ihrer Probleme zu unterstützen. Ergänzt wird das Angebot durch einen Streetworker, der wohnungslose Menschen auf der Straße betreut.

Infos im Internet:
www.skm-heidelberg.de


11.01.09

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