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Nachrichten > Kultur und Bildung

Lebende Legenden im närrischen Ruhestand


(Fotos: Gustel Mechler)

(aum) Dreimal haben sie letztlich Abschied genommen: Knorrisch und Storrisch, die beiden Urgestalten der Eberbacher Fastnacht. Jedesmal kochten die Emotionen höher. Mit einem triumphalen Finale am Ende der 3. Prunksitzung am vergangenen Samstag wurden die beiden lebenden Legenden Otto Hildenbrand und Dieter Müller in den närrischen Ruhestand verabschiedet.

Sie waren 43 Jahre lang Symbolfiguren des Eberbacher Karnevals. In dieser Zeit sind fast zwei Generationen aufgewachsen, die sich Fasching ohne Knorrisch und Storrisch nicht vorstellen können.
Vor ihrem letzten Auftritt gehen sie kurz getrennte Wege. Während die Aktiven auf der Bühne glänzen und das närrische Publikum seine Freude hat, kreisen die beiden um und durch die Stadthalle. Dieter Müller, Ehrenpräsident der KG Kuckuck und im schmucken Elferrat-Outfit, hat er im Foyer und hinter der Bühne ständig etwas zu tun, ist abgelenkt. Otto Hildenbrand schlendert derweil durch die Katakomben hinter den Kulissen, genießt noch einmal das Flair hinter der Bühne. Der Beginn der Pause ist das Startsignal: Zeit für die Vorbereitungen für ihren letzten Bühnenauftritt.

Unter der Bühne geht es hektisch und eng zu. Die einen fiebern noch ihrem Auftritt entgegen, andere kommen bereits verschwitzt von oben, haben es schon hinter sich. Otto Hildenbrand geht den schweren Gang als Erster. Runter in den Keller, einen schmalen Flur entlang bis zur Tür mit den Fotos von Knorrisch und Storrisch. Drinnen Spiegel, mit Taschen und Kleidern prallvolle Ablagen. Stühle sind hier notweniges Utensil für Umkleiden. Otto zögert ein bisschen, dann greift er beherzt in den Koffer. Nach wenigen Minuten ist er äußerlich fast schon der Knorrisch, den er vier Jahrzehnte lang gespielt hat. Gelegentlich geht die Tür auf, eine Kamera blitz kurz auf: Souvenirfotos fürs Album.

Nächste Station ist die Maske. Dort warten Peter und Doris Kraft, Weggefährten in all den Jahren. Von ihnen bekommen sie ihre Clownsgesichter, ihren letzten Schliff. Als Vorlage dienen zwei Fotos unten am Spiegel. Man ist sich der Situation bewusst. Das letzte Mal irgendwie geht das dann doch ans Gemüt. Ein letzter prüfender Blick, eine Umarmung, ein Schulterklopfen. Otto Hildenbrand setzt sich den Hut auf, den siebenten in seiner Laufbahn als Storrisch.

Da kommt auch schon Dieter Müller herein, auch er schon im Kostüm. Beim ersten Kontakt mit der Schminke niest er erst mal heftig. Dann wird die Farbe aufgetragen, wird er zum Knorrisch. „Euch hab ich das letzte Mal geschminkt“, frozzelt Dorle Kraft wehmütig und lässt die beiden ziehen.

Noch einmal geht es hinunter ins vertraute Zimmer unter der Bühne, die letzten Einzelheiten werden abgesprochen. Dann geht es ins Foyer, ein letztes Pils vor dem Auftritt. Das lange Warten auf den Aufruf beginnt. Trotz aller Routine, gegen Lampenfieber sind auch Knorrisch und Storrisch nicht gefeit.

Die Tür geht auf, ohrenbetäubender Lärm dröhnt aus dem großen Saal. Mehr als 550 Menschen im Saal erwarten sie stehend, jubeln, bilden ein enges Spalier zum letzten Bühnengang von Knorrisch und Storrisch. Durch den Saal, die Treppe hinauf auf die Bühne.

Knorrisch und Knorrisch zeigen sich von ihrer besten Seite, sie kleben nicht an ihren Bütten, ziehen wie immer das Publikum in ihren magischen Bann, die Posen stimmen, die Pointen sitzen. Knorrisch und Storrisch pur. Und dann kommt was alle wussten, sich aber doch nicht vorstellen konnten. Der letzte Gag. Alle im Saal und auf der Empore springen auf und klatschen. „Zugabe“-Rufe von allen Seiten.

Fünf Zugaben letztlich, das hatte es noch nie gegeben. Zum letzten Mal „Feuerwehr“, „Eisenbahn“ und „Kunde und Kaufmann“ gleich in drei Varianten. Es gibt Abschiedsgeschenke, die Aktiven versammeln sich auf der Bühne und winken.

Otto Hildebrand sorgt für Ruhe „Der Dieter will noch etwas sagen!“ Gleich wird es still. Dieter Müller wendet sich an das Publikum, hält kurz Rückblick. „Knorrisch und Storrisch, das war ein Teil unseres Lebens“, sagt er, dann versagt ihm die Stimme. Er ringt um Fassung.

„Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder…“, voller Inbrunst und Überzeugung schmettert das Publikum die alte Weise. Sie wollen sie nicht gehen lassen. Nur langsam schaffen sie es aus dem Saal, immer wieder werden Hände geschüttelt, gibt es Umarmungen. Rund eineinhalb Stunden dauert der letzte Auftritt der beiden. Am Ausgang wartet ein Spalier von Freunden mit Rosen. Ewald Böhme als Butler serviert ein Abschiedsbier auf dem silbernen Tablett.

Im Nu leert sich der Saal, wird es eng im Foyer. Endlose Reihen von Fans, die ihren Idolen noch einmal die Hand schütteln wollen. Blitzlichtgewitter und lauter Knorrischs und Storrischs. Scharen von Narren haben sich zu Ehren des Duos in Ringelhemd, Schlabberhose, Latz und Clownsmaske geworfen. Als Kostümpaar werden sie weiterleben, als Typen auf der Bühne sind sie aber unnachahmlich.

01.03.11

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