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Nachrichten > Politik und Gesellschaft

Befürchtete Kostenexplosion bringt Privatwaldbesitzer auf die Palme


Oben: Podium: Martin Küthe, Martina Feldmayer, Peter Stephan, Ralf Kredel, Joachim Kunkel, Bgm. Gottfried Görig Beerfelden, Rüdiger Holschuh (v.l.). (Fotos: Thomas Wilken)

(tom) Die hessische Landesregierung hat derzeit scheinbar kein gutes Händchen für ihre Projekte. Der geplante kommunale Finanzausgleich treibt den Bürgermeistern die Zornesröte ins Gesicht, avisierte Kostenerhöhungen um bis zu 500 Prozent in der Privatwaldbetreuung durch Hessen-Forst bringen die Waldbesitzer auf die Palme. Landauf, landab versuchen sowohl die Behörde als auch Vertreter des Umweltministeriums und der Regierungsfraktionen, die Wogen zu glätten. Sie haben keinen leichten Stand, denn ihnen steht eine Übermacht an empörten Waldbesitzern gegenüber.

So auch in Beerfelden, wohin die Forstbetriebsgemeinschaft südlicher Odenwald (FBG) zur Infoveranstaltung eingeladen hatte. Die dortige alte Turnhalle platzte aus allen Nähten ob des großen Andrangs. Aus dem gesamten Odenwald waren die Waldbesitzer gekommen, nicht nur aus dem Einzugsbereich der FBG, der sich mit dem des Forstamts Beerfelden deckt: Wald-Michelbach, Grasellenbach, Abtsteinach, Sensbachtal, Rothenberg, Beerfelden, Hirschhorn, Neckarsteinach, jeweils inklusive Ortsteile.

Das Podium war sehr hochkarätig besetzt. Aus dem hessischen Umweltministerium hielt Martin Küthe das Hauptreferat des Abends. Hessen-Forst war mit seinem Leiter Michael Gerst vertreten. Die Grünen hatten ihre stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Landtag, Martina Feldmayer, gleichzeitig Sprecherin für Landwirtschaft und Wald, in den Odenwald geschickt. Die CDU vertrat der Landestagsabgeordnete Peter Stephan aus dem Kreis Bergstraße, die SPD der Odenwaldkreis-MdL Rüdiger Holschuh.

Der Vorsitzende der FBG, der Wald-Michelbacher Bürgermeister Joachim Kunkel, sprach einleitende Worte und moderierte die Diskussion. Später schaute auch noch der Landrat des Odenwaldkreis, Dietrich Kübler, vorbei. Kurz und knapp fasste Kunkel zusammen, was Küthe danach ausführlich beleuchtete: Der Privatwald solle in Zukunft 50 Prozent (oder 3,5 Millionen Euro) der Kosten von 7,3 Millionen Euro erwirtschaften, die bei Hessen-Forst für seine Betreuung aufliefen (aktuell kommen „nur“ 730.000 Euro rein). Als Begründung für die angestrebte bessere Kostendeckung nannte Kunkel auch die in der Landesverfassung verankerte Schuldenbremse. FBG und angeschlossene Kommunen fühlten sich beim Forstamt Beerfelden „in guten Händen“, so der Bürgermeister. Der Wald sei „viel zu wichtig“, um nun ein „Wegbrechen guter Strukturen zu riskieren“, sagte Kunkel. Denn, so zeigte sich auch in der Diskussion, größere Betriebe könnten angesichts der Preissteigerungen durchaus mit dem Gedanken spielen, Alternativen zu Hessen-Forst zu suchen. Die Ankündigung von höheren Beiträgen kam laut Kunkel „etwas hart rüber“. Ihre Höhe könne in dieser Form „nicht akzeptiert werden“. Falle sie dagegen angemessen aus, wäre dem Rathauschef zufolge durchaus ein Konsens möglich.

Das komplexe System der Waldförderung durch das Land und die Kostenstrukturen von Hessen-Forst stellte Referatsleiter Küthe vor. Der zeigte sich zu Beginn von der vollen Halle beeindruckt. „Der Odenwald toppt alles“, so Küthe. Was aber inhaltlich nichts an seinen Aussagen änderte, dass eine größere Kostenerhöhung kommen werde, nur wie sie genau aussehen wird und wen sie wie trifft, ist noch Gegenstand der Beratung in einer Arbeitsgruppe. Laut Küthe lassen von 22.000 hessischen Privatwaldbesitzern etwa 50 Prozent ihren Wald von Hessen-Forst betreuen. Derzeit gebe es hier eine Kostendeckung von etwa zehn Prozent, die auf 50 Prozent steigen solle. Schon Ende März solle ein neuer Richtlinienentwurf vorliegen. Immerhin: Solange der nicht in einer Verordnung gemündet sei, gelten Küthe zufolge noch die alten Beitragssätze. „Die forstliche Welt ändert sich“, brachte er es lapidar auf den Punkt. Hessen-Forst müsse – auch vor dem Hintergrund möglicher Entscheidungen des Bundeskartellamts – kostendeckender arbeiten.

Nach aktuellem Stand sollen nach der Neuordnung forstbetriebliche und forsttechnische Betreuung außerhalb der Holzernte unter 30 Hektar Betriebsgröße kostenlos sein. Über 30 ha Betriebsgröße würden für die forsttechnische Betreuung bei Mitgliedschaft in einem forstlichen Zusammenschluss 10 Euro je Hektar und Jahr netto fällig. Für die forsttechnische Betreuung während der Holzernte sei noch unklar, ob ein Kostenbeitrag pro Festmeter oder prozentual vom Erlös erhoben werden solle.

Rechtfertigung, Wut, Frust, Resignation: Zwischen diesen Polen schwankten die folgenden Statements und Diskussionsbeiträge. CDU- und Grünen-Politiker verteidigten die Erhöhung mit Blick auf Schuldenbremse und gewünschte Nettoneuverschuldung des Landeshaushalts, hofften nichtsdestotrotz auf eine gütliche Einigung.

Von „Nachhaltigkeit“ auch mit Blick auf die Finanzen sprach Peter Stephan. Hessen-Forst-Chef Gerst sicherte zu, „wir wollen weiterhin eine verlässliche Dienstleistung erbringen“. Man wolle sich „dem Wettbewerb stellen“.

Ralf Kredel, Mitglied des FBG-Vorstands, bemängelte die „viel zu hohe Summe“, die so nicht bleiben könne. Wo sollten die 3,5 Millionen Euro herkommen, die bereits im Landeshaushalt eingeplant sind? Denn seiner Meinung nach werden „die größeren Betriebe bei einer Kostenerhöhung gehen“. Aber die würden einen Großteil dieser Summe beitragen. Er hoffe auf eine Lösung für alle, „doch die Hoffnung schwindet“.

Rüdiger Holschuh mutmaßte, dass das Land über den Weg der Kostenerhöhung vielleicht aus der Beförsterung des Privatwaldes nach und nach aussteigen wolle - weil sich die Waldbesitzer andere Anbieter suchten. Transparenz erst dann herzustellen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen sei, sah er als den falschen Weg an.
Die angestrebte Zertifizierung des hessischen Staatswalds nach FSC bedeutet laut Holschuh, dass acht Prozent der gesamten Fläche im Wert von 250 Millionen Euro aus der Bewirtschaftung herausgenommen würden. „Dagegen sind 3,5 Millionen doch nur ein kleiner Teil“, so Holschuh. Ein Vergleich, gegen den sich die Befürworter allerdings wehrten. Was aber nicht verhinderte, dass in der Diskussion nochmal mit Nachdruck darauf abgehoben wurde.

Waldbesitzer Max-Dieter Gutmann aus Hirschhorn-Langenthal äußerte sich „deprimiert, dass vorher darüber nicht geredet wurde“. Er wertete den Entwurf als „unausgegoren“. Zehn Prozent mehr wären vernünftig gewesen. Die Verantwortlichen sollten doch „im Rahmen bleiben“, so seine Bitte. Der Großteil der privaten Waldbesitzer werde mit dieser „drastischen Erhöhung“ nicht zurechtkommen, prognostizierte er. „Es wird viele Kündigungen geben.“

04.03.15

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