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Im Wald steht mal wieder eine Inventur an


V.l.: Richard Feiler, Norbert Sasse, Stefan Nowack. (Foto: Thomas Wilken)

(tom) „Alle zehn Jahre schlagen wir in den Forstämtern auf“, meinte augenzwinkernd Stefan Nowack, Leiter des Servicezentrums Forsteinrichtung und Naturschutz (FENA) von Hessen-Forst mit Sitz in Gießen. Grund ist die mittelfristige Forstbetriebsplanung für die nächste Dekade. Alle an der Waldwirtschaft interessierten Gruppen aus dem Forstamtsbezirk Beerfelden, zu dem auch das hessische Neckartal gehört, waren zum „Waldforum“ eingeladen, um nähere Infos zum Verfahren zu bekommen und gleichzeitig ihre Meinung dazu abgeben zu können.

„Bäume werden gezählt und vermessen“ - so lässt sich zwar verkürzt die Tätigkeit der FENA-Mitarbeiter darstellen. Dass dazu aber auf den knapp 8.000 Hektar des zum Forstamt gehörenden Staatswaldes noch mehr gehört, machte Nowack in seinem Referat deutlich. Ob Imker, Naturschutzvereine, Holzkunden, Sägewerksbesitzer, örtliche Vereine, Bürgermeister oder die Jägerschaft: Von ihnen allen waren Hinweise erwünscht, worauf bei der Forstbetriebsplanung im Bereich Oberzent, Überwald und hessisches Neckartal besonders geachtet werden sollte.

Grundlage ist laut Nowack „die Inventur im Wald“: Wichtige Informationen würden erfasst und ausgewertet, um in die anschließende Planung eingearbeitet zu werden. Die FENA sei für die Organisation und Koordination zuständig. Mehrere Ziele gelte es bei der Bewirtschaftung unter einen Hut zu bringen: so etwa Holznutzung, Naturschutz, Waldpflege oder Erholung.

Im Bereich des Forstamts Beerfelden ist Nowack zufolge die Fichte (inklusive Douglasie, Strobe und Tanne) mit 55 Prozent die wichtigste Baumgruppe. Kiefer (mit Lärche) folgt zu 25 Prozent, je zehn Prozent entfallen auf Buche und Eiche. Die günstigen hiesigen Standortbedingungen ermöglichten ein gutes Wachstum der Wälder. Genaueres zum Forstamtsbezirk Beerfelden gab es von dessen Leiter Norbert Sasse.

Es gebe elf Revierförstereien, fünf in der Oberzent, vier im Überwald und zwei im hessischen Neckartal. Eine Besonderheit sei, dass sich das Gebiet über zwei Landkreise ausdehne – und mit dem Hirschhorner Stadtteil Ersheim den einzigen Punkt umfasse, wo sich Hessen südlich des Neckars ausdehne. Von 41 Mitarbeitern würden 17.000 Hektar Staats-, 5500 Hektar Kommunal- und 3800 Hektar Privatwald bewirtschaftet.

Die Höhenunterschiede sind laut Sasse bemerkenswert: Der niedrigste Punkt liege mit 130 Metern bei Neckarsteinach, der höchste mit fast 600 Metern auf dem Hardberg. 90 Prozent hätten als Untergrund den mittleren Buntsandstein, zehn Prozent kristallines Gestein wie Granit. An der mittleren Jahrestemperatur machte der Forstamtsleiter eine Erwärmung um ein Grad in den letzten 50 Jahren fest: Lag sie von 1960 bis 1990 noch bei acht Grad, so wurden 1990 bis 2010 neun Grad errechnet.

Das Nadelholz ist seinen Worten zufolge absolut dominant. Es habe einen 80-prozentigen Anteil an den Wäldern, werde zu 85 Prozent eingeschlagen „und sorgt für 90 Prozent des Erlöses“. Der liegt laut Sasse bei jährlich etwa 120.000 Erntefestmetern im gesamten Forstamtsbereich oder 300 pro Hektar. Dies bedeute derzeit Einnahmen von acht bis neun Millionen Euro über alle Waldbesitzarten hinweg.

Neben der Holzbewirtschaftung „sind wir auch für den Naturschutz zuständig“, betonte Sasse. So etwa im Bereich Fledermäuse, Wanderfalken, Äskulapnatter und Rotmilan. Im Vogelschutzgebiet „Südlicher Odenwald“ mit seinen großräumigen unzerschnittenen Waldgebieten, naturnahen und strukturreichen Bachufern lebt und brütet an Steiluferabbrüchen der Eisvogel. Hauptschutzziel sei die Erhaltung eines der bedeutendsten Vorkommen von Raufuß- und Sperlingskauz in Hessen. Im Vogelschutzgebiet „Unteres Neckartal“ bei Hirschhorn am Südabfall des Odenwaldes zum Neckar brüteten der Wanderfalke und der Eisvogel. In der alten Kapelle Ersheim befinde sich die mit 800 Weibchen größte Wochenstube des Großen Mausohrs, einer Fledermausart.

Auf 7.800 Hektar des Staatswaldes werde durch das Forstamt Rot- und Schwarzwild bejagt, 2.800 Hektar seien für die Jagd verpachtet. Laut Sasse gibt es auf 1.000 Hektar Naturschutzgebiet. Auf 6.500 Hektar gebe es FFH-Flächen und Vogelschutzgebiete, vor allem im Neckartal. Die Naherholungsfunktion komme in den 500 Kilometern Waldwegen zum Ausdruck, die von den Forstbediensteten unterhalten würden.

Heutzutage gebe es im Wald den „Dreiklang“ Ökologie, Ökonomie und Soziales, aus dessen Zusammenwirken Zielkonflikte entstehen könnten, so Nowack. Das Ziel der Waldbewirtschaftung sei der Aufbau von mehrschichtigen Mischwäldern, „kein Kahlschlag“, betonte er. Es handle sich um einen langsamen Prozess. Erste Erfolge, den Anteil der Buche in den heimischen Wäldern zu vergrößern, seien nach 30 Jahren Arbeit erkennbar. Als weitere Ziele nannte er die natürliche Verjüngung und Auslese.

Die Waldbegehung durch die FENA geschehe unter qualitativen und quantitativen Aspekten, erläuterte Nowack. Im qualitativen Bereich seien in Beerfelden die Natura-2000-Gebiete, die Erholungsfunktion des Waldes und der Bodenschutz überproportional ausgeprägt. Es gebe „sehr alte und sehr vorratssreiche Nadelholzbestände“, so Nowack. Was bedeute, dass mit ihnen ein guter Erlös erwirtschaftet werden könne. Andererseits trage ihre vorrangige Nutzung auch zum erklärten Ziel von Hessen-Forst bei, eine Verjüngung mit dem „Mutterbaum“ Buche zu fördern.

Die sich anschließende Diskussion wurde von Richard Feiler, dem südhessischen Gebietsbeauftragten von Hessen-Forst, moderiert. Er hatte bereits zu Beginn ins Thema eingeführt und die Gäste begrüßt. Dabei schälte sich heraus, dass es den Teilnehmern mehr um aktuelle Themen als die den eigentlichen Forstbetriebsplan betreffende ging.

So wurde unter anderem die für den kompletten hessischen Staatswald geplante FSC-Zertifizierung hinterfragt. Die soll laut Nowack in den kommenden vier Jahren durchgeführt werden. „Auf die Forsteinrichtung hat sie keinen großen Auswirkungen.“ Allerdings bedeute sie, bejahte er eine entsprechende Frage, „zurückgehende Erlöse aus der Waldbewirtschaftung“. Das Geld müsse dann anderweitig eingespart werden oder anderswo generiert werden.

Angesprochen wurden auch die „tiefen Gleise“, also die Furchen in den Holzabfuhrwegen. Das Forstamt Beerfelden habe „die Abfuhr nicht in der Hand“, wurde deutlich. Es sei alles digitalisiert, und die Firmen bräuchten ganzjährig Holz. Von deren Seite wiederum kam die Anregung, Holzeinschläge entsprechend zu kennzeichnen, ob diese ganzjährig abgefahren werden könnten oder nur in trockenen Zeiten.

„Die Douglasie ist nicht auf der schwarzen Liste“, beantworte Nowack eine entsprechende Frage. Seinem Verständnis nach ist sie auch keine „invasive Baumart“, die andere verdränge. Ihren Anteil im Bereich Beerfelden mit 3,5 Prozent des Waldbestands bezeichnete Nowack als so gering, dass sie sogar noch aufgeforstet werden könne. Revierförster Jürgen Lampert ergänze in diesem Zusammenhang, dass durch die Klimaerwärmung die für Schädlinge anfälligere Fichte „Probleme bekommen könnte“. Die widerstandsfähigere Douglasie wäre eine gute Alternative.

„Wir versuchen den Staatswald so breit wie möglich aufzustellen“, ergänzte Nowack. Laut dem stellvertretenden Beerfelder Revierleiter Ronny Kolb „steht der Odenwald in punkto Naturverjüngung sehr gut da“. Es gelte, sich nach den verschiedenen, passenden Standorten zu richten und „einen Gemischtwarenladen hinzustellen“, formulierte es Sasse abschließend salopp.

27.04.15

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