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Nachrichten > Kultur und Bildung

Auch in der 33. Auflage attraktiv wie eh und je


(Foto: Thomas Wilken)

(tom) Der Regenbogen über Rothenberg macht am Samstagabend kurz vor dem Guru-Guru-Auftritt die Illusion perfekt: Es ist nicht das Jahr 2015, sondern 1968 oder 1969. Einige tausend Hippies und Flower-Power-Fans haben sich in Finkenbach zusammengefunden, dem Woodstock im Odenwald. Vorne auf der Bühne wird Musik aus den späten 60ern oder frühen 70ern gespielt, entweder von den Originalen oder ihren heutigen Epigonen - im positiven Sinn.

Zehn Bands stehen am Freitag und Samstag auf der Bühne im Finkenbachtal, entführen mit ihren Klängen 40 oder 50 Jahre zurück in die Zeit. Die „Oldtimer“ unter den Musikern haben im Laufe der Jahrzehnte noch überhaupt nichts von ihrer Spielfreude verloren, präsentieren sich kreativ wie eh und je. Im Gegenteil: je oller, desto doller, möchte man meinen.
Guru Guru um Mani Neumaier etwa, als Mitveranstalter und Headliner des „Finki“ sehnlichst erwartet, zeigen gleich mit ihrer ersten Nummer den jungen Bands, was eine Harke ist. Druckvoll, filigran, komplex schallt es so laut aus den Boxen, dass vor der Bühne der Rasen vibriert. Neumaier kokettiert vor dem Auftritt noch mit den verflossenen 47 Jahren seit Bandgründung und der Schnapszahl „33“ – so oft fand bisher das Festival statt.
Mit geschlossenen Augen könnte aber auch die Auftaktband des Samstags, „Mars Mushrooms“, direkt den 70er Jahren entsprungen sein. Die ausufernden, perfekten Gitarrensoli und leicht psychedelischen Klänge erinnern an die Rockgrößen der damaligen Zeit. Die vier Musiker haben deutlich Spaß an der Sache, auch wenn der Platz zu dieser Zeit noch eher überschaubar gefüllt ist.
Erst nach 16 Uhr strömen an diesem Tag die Gäste heran, wird es zunehmend voller im Finkenbachtal. Gegen 20 Uhr, als sich der Konzertabend langsam auf seinen Höhepunkt zubewegt, müssen Nachzügler weit außerhalb parken. Schon einen Kilometer vor dem Ort steht die Freiwillige Feuerwehr (die sich übers ganze Wochenende um die „Parkraumbewirtschaftung“ kümmert) und fängt die Autofahrer ab.

Die Camper haben es leichter – und es sind viele von ihnen, die das Tal zwei Tage lang zu einer Zeltstadt machen. Aufgrund des unsicheren Wetters mit einigen Schauern gehört dazu auch eine gehörige Portion Idealismus und Durchhaltevermögen – auch wenn sich die Bodenverhältnisse zum Glück nicht dem Matsch von Wacken annähern.

Dem Einfallsreichtum in punkto Kleidung sind beim „Finki“ keine Grenzen gesetzt. Schlaghosen und schreiend bunte Hemden kamen sowieso nie aus der Mode, hat man das Gefühl. Die überdimensionalen Brillen schlummern wohl immer ein Jahr lang vor sich hin, bis sie zum Finki wieder aus der Schublade geholt werden. Auch sonst ist alles erlaubt, was auch nur entfernt an die Hoch-Zeit des Krautrocks erinnert.

Für Hans aus Heilbronn ist das Finki ein „Pflichttermin“ unter den jährlichen Konzertbesuchen. „Ich kenne den Mani noch aus den 70er Jahren in Heidelberg“, erzählt er. Von 1980 bis 96 wohnte er dann selbst in Rothenberg und war natürlich immer dabei. Nach dem Wegzug war erstmal 15 Jahre Pause, aber los kam er nie vom Festival. „Finkenbach ist einzigartig“, sagt Hans, der selbst im Eventbereich tätig ist. „Das Ambiente, die Bands, die Atmosphäre, einfach alles.“ Seine Freundin Renate ist das erste Mal dabei, aber gleich vom ganzen Drumherum angetan.
Auch Michael aus Beerfelden ist ein „Wiederholungstäter“. Er genießt den Besuch. „Das ist alles Musik aus meiner Zeit“, kennt er die in die Jahre gekommenen Musiker noch aus seinen Jugendjahren. Die jung gebliebenen alten Fans sind allerdings beileibe nicht allein. Von acht bis 80 tummeln sich an diesem Wochenende alle Altersstufen auf dem Festivalplatz.

„Es war 1976, als ein Fest der Finkenbacher Feuerwehr zu scheitern drohte, weil die Kapelle kurzfristig absagte“, erzählt Armin Löffler vom FC Finkenbachtal die Entstehung. „Spontan boten vier Wahl-Finkenbacher ihre Hilfe an: Mani Neumeier und seine Band Guru Guru.“ Die für ein Feuerwehrfest recht ungewöhnlichen Klänge seien so gut angekommen, dass Mani und Wilhelm Hotz, der inzwischen verstorbene, damalige Feuerwehrhauptmann, fürs nächste Jahr eine Fortsetzung planten. „Das Finkenbach-Festival war geboren.“ Und erhielt im Ort den Namen „Guru-Fescht“.
Als die Besucherzahlen die Grenze von 10.000 überschritten, „drohte das kleine Dorf zu kollabieren“, weiß Löffler. Deshalb sei 1984 das Festival eingestellt worden, um 1988 neu aufzuleben. Seit dieser Zeit ist auch der FC Finkenbachtal mit im Boot und kümmert sich um die Verpflegung. Nach der zweiten Einstellung 2005 „aufgrund von massiven Polizeikontrollen und dementsprechendem Rückgang der Besucherzahlen“ erfolgte das Revival 2008. Seitdem läuft das Festival bis heute.

Insgesamt 350 Helfer aus dem ganzen Ort und den umliegenden Gemeinden sorgen für den reibungslosen Ablauf oder die Infrastruktur. Seien es der FC, die Feuerwehr, aber auch „die Familien, die Kuchen backen und Kartoffeln kochen“, damit die Theken des FC immer für den Ansturm gerüstet sind, so Löffler.
„Die Einmaligkeit dieser Veranstaltung“ und absolut positive Resonanz der Besucher ist laut Löffler die Motivation für alle Beteiligten, jedes Jahr das Festival wieder auf die Beine zu stellen. Nach dem Finki ist dabei schon vor dem Festival: Die Planungen fürs kommende Jahr starten bald. Dazu setzen sich er, der Vorstand des FC, Karl-Heinz Osche, der Booker von Guru Guru, und eben Mani Neumaier zusammen. „Der eigentliche Aufbau des Festivalgeländes erfolgt drei Wochen vor Beginn“, sagt Löffler.
Wen verpflichtet Mani fürs Finki? „Die Bands müssen mir gefallen“, erläutert er, musikalisch hochwertig sein, authentisch. „Keine Coverbands und keine Popsülze“ ist ein weiteres Kriterium. „Oft kenne ich sie persönlich, ich sehe mir Live-Auftritte oder Filme an“, erzählt er. Der besondere Reiz des Finki ist für ihn: „Ich kann echte Kultur machen, jenseits von kommerziellen Absichten.“ Auf dem Festival könne er „Bands featuren, die nicht nach der Hitparade schielen. Das ist für mich wichtiger als mein Geburtstag oder Weihnachten“, macht Mani Neumaier seine Prioritäten deutlich.
Arthur Brown, Ton Steine Scherben oder Ax Genrich standen dieses Jahr ebenfalls auf der Bühne, neben The Quireboys, Hundred Seventy Split, Rob Tognoni, Vibravoid und Fai Baba. Als Überraschung zauberte Holz-Säge-Aktionskünstler Guntram Prochaska mit musikalischer Untermalung von Guru Guru überdimensionale Pilze aus Baumstämmen.

Zwei friedliche Tage mit begeisterten Fans sind der schönste Lohn fürs Orga-Team, das am Tag danach schon wieder weiß, dass es nächstes Jahr in bewährter Form weitergehen wird.

16.08.15

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