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Nachrichten > Kultur und Bildung

Kunstmusik auf höchstem Niveau


(Foto: privat)

(bro) (hqu) Wie an jedem Mittwoch im August, und am kommenden noch einmal im September, begann auch am 29. August pünktlich um 20.44 Uhr in der Klosterkirche Hirschhorn der "AusKlang".

Das junge Hirschhorner Klaviertrio wurde angekündigt. Alle, die nun damit gerechnet hatten, dass der Förderverein drei Klaviere in die Kirche gebracht hätte, wurden durch Theresa (Violine) und Maria Lechner (Violoncello) sowie Michaela Elkenhans (Klavier) eines Besseren über diesen Gattungs- und Besetzungsbegriff gelehrt.

Erfreulicherweise waren - ganz entgegen der sprichwörtlich gewordenen Bibelstelle aus Markus 6, dass „der Prophet im eigenen Land“ nichts zählt - zahlreiche Musikliebhaber, Interessierte und Fans hinauf in die Klosterkirche gekommen, um das erste Klaviertrio in d-moll, opus 49 von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) zu hören.

Bereits der erste Satz, molto allegro agitato, ließ das Publikum staunen über die hohe Professionalität, die das Hirschhorner Ensemble besitzt, angefangen bei der Präzision und hohen Musikalität der Streicher bis hin zur wahrhaftigen Virtuosität im Klavier. Denn schon das „molto“ im ersten Satz steht für „viel“ oder besser im Zusammenhang mit „allegro“ für „sehr schnell“, „agitato“ sagt sogar aus, dass die Musik hier ausnahmsweise einmal gehetzt und unruhig klingen darf.

Die drei Musikerinnen spielen schon sehr lange zusammen. Einst war es ein Vorzeigeensemble der Musikschule Hirschhorn, damals noch geleitet von der kammermusikalisch sehr aktiven und erfahrenen Pianistin und Dozentin Michaela Elkenhans. Heute belegen die beiden Schwestern Theresa und Maria Lechner den pädagogischen Bachelor-Studiengang auf ihren Instrumenten. Michaela Elkenhans beschrieb im Interview, wie sie über die Jahre hinweg allmählich von der Rolle der Lehrerin in die Rolle der Begleiterin und damit der Kammermusikpartnerin wechselte, in der sie heute angekommen ist. Erfreulicherweise steht Theresa, die älteste Tochter der Musikerfamilie Lechner am Ende ihres Studiums und wird ab Herbst einen künstlerischen Studiengang belegen, für den sie vor wenigen Wochen die Aufnahmeprüfung erfolgreich abgelegt hat.

Mit ganz anderem Charakter begann der zweite Satz des Klaviertrios, andante con moto tranquillo. Nach einer vielversprechenden Einleitung am Klavier eröffnen ihn die beiden Streicher in überwiegend parallel geführten Terzen mit warmem Ton und exakt geprobter Phrasierung mit dem Thema. Natürlich beließ es Mendelssohn nicht bei der anfänglichen Homophonie, sondern jedes der drei Instrumente durfte wie ein anderer der drei „vernünftigen Menschen“ (so sagte Goethe einst über ein Streichquartett Haydns) seinen Teil zur Konversation beitragen. Und in dieser klassischen Tradition befand sich der Mendelssohn für den Rest seines Lebens, seit er - wie hier zum ersten Mal - die Kammermusik für sich entdeckt hatte. Dennoch gelang es ihm entsprechend seinem „Bedürfniss, mal was Neues darin zu haben“, diese Gattung im 19. Jahrhundert mit der Harmonik dieser Zeit und entsprechenden Klangangaben weiterzuentwickeln. So erklangen zum Beispiel mitten im polyphonen Gefüge, mitten im Gespräch der Instrumente plötzliche Pizzicati vom Cello, und nach einer riesigen gemeinsamen Crescendo-Walze pausierte das Klavier alsbald ein paar Takte lang, um den beiden Streichern noch kurz Raum zu geben, ihr Zwiegespräch in Ruhe fortzusetzen, um sich in deren Terzbewegung zum Abschluss des Satzes mit großartigen Läufen noch einmal einzuklinken.

Auch als Lektorin trat Michaela Elkenhans in Erscheinung und bewies, dass nach geistig hoch komplexer, wenn auch gefälliger Musik wie der von Felix Mendelssohn, das Publikum auch etwas Triviallyrik dankbar annimmt.

Als dritten Satz schuf der historisch und traditionell interessierte Komponist des frühen 19. Jahrhunderts - ganz in der Tradition Beethovens stehend - ein Scherzo, leggiero e vivace. Mit reif ausgefeilter Artikulation zeigten die beiden Streichinstrumente, welche verschiedenen Klänge sie von sich geben können, wenn sie eine Klavierbegleitung haben, die sie trägt, und eine Pianistin, die mit ihnen zusammengewachsen ist. Jetzt durfte die Musik natürlich nicht mehr gehetzt klingen, sondern bei aller Lebhaftigkeit dennoch "leicht von der Leber weg", was den drei Musikerinnen wieder sehr gut gelang.

In der letzten Pause - der vor dem Finalsatz - lag eine merkwürdige Spannung im Raum, denn nach einem solch grandios komponierten und interpretierten ersten Satz, was kann da denn noch kommen? Diese Frage hatte sich Mendelssohn offensichtlich auch gestellt, und anstatt das Pulver gleich zu verschießen, beginnt er sein „Allegro assai appassionato“ erst einmal mit langen Strecken im Piano, die jedoch von kurzen Akzenten der Streicher und alsbald einsetzenden, äußerst virtuos gedachten und exzellent gelungenen Klavierphrasen abgelöst wurden. Wie immer bleibt Mendelssohn nicht in ein und derselben Stimmung, denn „appassionato“ heißt schließlich „leidenschaftlich“, ist aber in unseren Vorstellungen seit Beethovens Klaviersonate Nr. 23 mit Virtuosität verbunden, sondern er leitet in stark dynamische, dann wieder lyrisch-gesangliche, alsbald wieder virtuose Teile über, die bisweilen ritardierend in kleinen Schein-Enden münden. Und erst wenn jeder der drei Interpreten all die Stimmungswechsel verstanden hat, dann entsteht genau das, was man am Mittwochabend in der Klosterkirche erleben und genießen durften: Kunstmusik auf höchstem Niveau.

Dementsprechend lange anhaltend war der Applaus mit stehenden Ovationen, sodass sich das Trio bereits vor der Aufforderung des ersten Vorsitzenden des Fördervereins Klosterkirche, Roland Ziegler, auf seine Plätze zurückbegab und verstand, dass es hier ohne Zugabe nicht nach Hause darf.

Hingebungsvoll und mit allem Verständnis für die einkomponierten Zärtlichkeiten erklang daher das Andante con moto tranquillo noch einmal. Und diesmal konnte der Zuhörer die im Wechsel und bald gemeinsam wiegenden Terzen der Streicher mit nach Hause nehmen und bald - so die Idee des "AusKlangs" - am Ende seines eigenen Tages unter diesen schönen Klangerlebnissen selbst hoffentlich auch noch gut zur Ruhe kommen.

03.09.18

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