28.03.2024

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Humor macht Sinn des Lebens aus


Bernhard "Lungo" Walter freute sich mächtig über die "handgedengelte" Vereinsnadel. Mit der Goldenen Ehrennadel wurden neben Präsident Joachim Schwab auch Peter Mayer, Karl- Heinz Roos, Wolfgang Walter, Werner Hoffmann, Lothar Zimmermann, Bernd Ulbricht und Karl- Heinz Kuhn ausgezeichnet. Bürgermeister Bernhard Martin überbrachte in einem "antiken Täschchen" von der 775-Jahr-Feier sechs Flaschen Bier und einen Gutschein für ein 30-Liter-Fass Bier. (Fotos:Böhm)

(ub) Mit manchem Karnevalspräsidenten könnte Bürgermeister Bernhard Martin um den Posten buhlen. Mit seinem unverwechselbaren scharfzüngigen Humor nahm er das Geburtstagskind, die Karnelvalsgesellschaft Urmel Neckarwimmersbach e.V., an ihrem 3x11. Geburtstag auf die Schippe. Langsam würden die Urmel alt, so Martin. Früher wäre es ihnen nicht passiert, dass irgendein dahergelaufener Bürgermeister das Wort erhält. Aber Wimmersbach sei ihm lieb und teuer. Dort, wo die Freiheit mit Füßen getreten werde, und Kunst sich mit dem Geiste der Freiheit paart, müssten logischerweise die Urmel beheimatet sein. Gott sei Dank seien sie keine "Wimmersbacher Puppenkiste", in Anlehnung an die Namensgebung durch die Geschichte vom "Urmel aus dem Eis" der Augsburger Puppenkiste. Am Ende der Sklaverei überbringe er den Neckarwimmersbachern ein geeignetes Geschenk zum Vereinsjubiläum mit. Wer gar an einen Ortsvorsteher oder ein eigenes Ortsschild gedacht hatte, irrte gewaltig. Urmel-Präsident Joachim Schwab und sein Sitzungspräsident Bernhard "Lungo" Walter glaubten gar, das Stadtoberhaupt würde eine Konzession für eine Wimmersbacher Brennerei oder gar Staatsbrauerei aus der Hosetasche zaubern. Alkohol, so Martin, sei allerdings das Stichwort für seine mitgebrachte Gabe. Er habe sich bereits auf das 30jährige Bestehen vorbereitet und vor drei Jahren ein 30 Liter Fässchen Bier spendieren wollen. Um das Bier vor dem Verfall zu retten, hätten sich seine amnesie- und alkoholbedürftigen Mitarbeiter geopfert und das Fässchen geleert. Er handele nun gegen die Interessen seiner Mitarbeiter im Rathaus, wenn er nun erneut ein 30 Liter Fass in Form eines Gutscheines überbringen würde. Der Form halber habe er, in Anlehnung an die 33-Jahr-Feier der Urmel, noch sechs Flaschen Bier in einem antiken Täschchen mitgebracht, das von der 775 Jahr- Feier der Stadt Eberbach stammt. Präsident Joachim Schwab und seinen Urmeln wünschte er für die nächsten 33 Jahre Zwangsheirat mit Eberbach alles Gute und verband dies mit der zweischneidigen Hoffnung, dass "Euch das Lachen nie vergehen möge". Im Hinblick auf das fehlende Vereinsheim seien die Urmel, so Schwab, "grad dabei, den Negga widda um de Orschberg umzuleide, dann ghört die Stadthalle widda uns".
Dieter Müller, Präsident der KG Kuckuck, freute sich über den neu gestylten Kollegen Schwab. So einen hübschen Präsidenten hätten die Urmel noch nie gehabt. Schwab habe scheinbar einen neuen Friseur, einen neuen Anzug und eine dazu passende Krawatte. Die bisherige Zusammenarbeit sei in den vergangenen Jahren hervorragend gewesen, nicht zuletzt aufgrund familiärer Bande. Müller überreichte 33 Krüge und einen Vereinsteller an Schwab.
In seiner Vereinschronik ließ Urmelpräsident Schwab die letzten 3 x 11 Jahre Revue passieren. Wegbegleiter und viele treue Mitglieder wurden für ihren unermüdlichen Einsatz im Sachen Humor ausgezeichnet. Manche Anekdote wurde zwischen den Ehrungen erzählt. Seit 1972 trafen sich die "Urmel" regelmäßig im "Bergstübel". Der "Wilde Haufen" wurde flugs in "Urmel" umgetauft. Von ehemals 21 Mitgliedern wuchs der Verein auf über 140 Mitglieder an und leidet heute – im Vergleich zur Stadt- nicht an Finanznöten.
Seit 1977 gibt es einen Orden der KG Urmel. Nachdem Karl- Heinz Roos 1978 sein Amt an Joachim Schwab übergab, leitet dieser den Verein. Seit 1982 gibt es auch das neue Wimmersbacher Wappen. Seit 1978 leistet Wolfgang Rupp seinem Verein als treuer "Erbsenzähler" wertvolle Dienste im Finanzwesen und als Schriftführer. Als die Mitgliederzahl im Jahr 1981 über 40 anwuchs, war ein Eintrag ins Vereinsregister unumgänglich.
Als Dank für langjährige Zugehörigkeit und besondere Verdienste überreichte Schwab Peter Mayer, Karl- Heinz Roos, Wolfgang Walter, Werner Hoffmann, Lothar Zimmermann, Bernd Ulbricht und Karl- Heinz Kuhn die Goldene Ehrennadel. Präsident Schwab wurde von Sitzungspräsident Bernhard Walter ebenfalls mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet, die eigens "von Wimmersbacher Jungfrauen handgedengelt wurde". Silberne Ehrennadeln werden demnächst an Hartmut Eberhardt und Hans Kapell überreicht. Über Bronzene Ehrennadeln freuten sich Christa Jöst, Reiner Lenz, Heinz Gerbert, Andreas Rupp, Franz Ehrenreich, Achim Ulbricht, der eigens aus dem Allgäu angereiste Mathias Winter und die Urmelvorstände Renate Konradi, Bernhard Walter und Dirk Rossberg. Für 11 Jahre Mitgliedschaft wurden Ralf Bettinghausen, Annemarie Engel, Bettina Tschersowsky, Martina Salerno, Dr. Simone Wengner und Anni Heinemann ausgezeichnet.
Nach Ansicht von Schwab ist die KG Urmel ein kleiner, familiärer, ehrlicher und nicht zuletzt rührseliger Verein, dem es gelungen sei, einen würdigen Platz in der Stadt Eberbach und in der Vereinslandschaft gefunden zu haben.
Mit einem Gedicht über einen armen alten Tor, der erst an seinem Lebensabend einsehen muss, dass er den Sinn des Lebens falsch verstanden hat, weil er den Humor aus seinem Leben verbannte, ließ Schwab die Vereinsgeschichte ausklingen.

14.06.05

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