29.03.2024

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Gemeinsames Europa ohne Grenzen angestrebt


Karl Wilhelm, Gemeinderätin Karin Koch und Bürgermeister József Takács bei der Enthüllung der Gedenktafel. Die Reisegruppe war von Ungarn begeistert. Der deutsch- ungarische Kochwettbewerb machte allen viel Spaß. (Fotos: Böhm)

(ub) Menschen kennen lernen und ihre Kultur besser verstehen. Das ist oft der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die sich seit dem Jahr 2001 auch zwischen den Menschen aus Schönbrunn und ihren ungarischen Freunden aus Balatonszemes entwickelt hat. Durch die Partnerschaftspflege sollen die Beziehungen zwischen Deutschland und Ungarn innerhalb Europas und auch die wirtschaftlichen Verflechtungen näher gebracht werden. Ziel solcher Partnerschaften soll ein gemeinsames Europa ohne Grenzen mit einem starken Euro als Basis sein.

Nach einem ersten Besuch einer Schönbrunner Delegation im Jahr 2001 in der ungarischen ,direkt am Plattensee gelegenen Gemeinde Balatonszemes, wurden auf Anregung von Bürgermeister Roland Schilling und dem damaligen Rathauschef Antal Illés bereits 2002 und 2003 Partnerschaftsurkunden zwischen den beiden Gemeinden ausgetauscht und beim ersten Besuch der ungarischen Freunde in Schönbrunn weitere freundschaftlichen Kontakte geknüpft. Vor einer Woche war es nun soweit. 37 Schönbrunner flogen samstags ab Frankfurt- Hahn mit einer Boing 737 an den Plattensee und besuchten ihre Gastgeber in ihrer ungarischen Heimat. Mit Glückwünschen zum Geburtstag wurde Gemeinderat Adolf Kress bereits am Abreisetag überhäuft. Ralf Schweizer und seine Band hatten bereits vorab die Koffer mit Musikinstrumenten gepackt und waren am Vortag mit dem Auto nach Ungarn gereist.

„Mit offenen Herzen“ begrüßte der ungarische „Polgármester“ József Takács bereits beim Weinleseball im Kulturhaus die Freunde aus Schönbrunn und Balatonszemes. Bei der Enthüllung einer Gedenktafel und Baumpflanzaktion am nächsten Tag betonte Takács, wie „wichtig es sei, dass wir trotz verschiedener Sprachen und Sitten am gleichen Ziel festhalten. Wenn wir uns mit offenen Herzen aneinander wenden, kann nichts zwischen uns stehen“, so Takács. Positiv sieht Takács in die Zukunft und ist optimistisch, die durch den ungarischen EU-Beitritt am 1. Mai 2004 entstehenden Aufgaben und Herausforderungen anzunehmen und die jahrzehntelangen Rückstände nachholen zu können. Jahrzehntelange Grenzen sollen innerhalb der EU auch durch den Beitritt Ungarns fallen und endgültig beseitigt werden. „Die EU sind wir!“, so der engagierte Bürgermeister, der gemeinsam mit Karl Wilhelm feierlich eine unvergängliche steinerne Gedenktafel vor dem Heimatmuseum enthüllte. „Angeführt von der edlen Absicht, die Beziehung zwischen unseren Gemeinden enger zu knüpfen und die Freundschaft zwischen unseren Völkern weiter zu stärken“ soll die von ihm und Roland Schilling unterzeichnete Gedenktafel stets an das Leitmotiv der beiden Partnergemeinden erinnern.

Bei seiner Ansprache in Vertretung des verhinderten Bürgermeisters Roland Schilling begrüßte Karl Wilhelm herzlich die zahlreichen Gäste und sprach sich für eine enge Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur und Sport, in den Vereinen und im Touristikbereich aus, in dem der Balaton als eine hervorgehobene Ferienregion bekannt ist. Zum Ausdruck kommt dies auch in Zahlen. Als eine ähnliche strukturierte Gemeinde wie Schönbrunn hat Balatonszemes rund 1.700 Einwohner in der Nebensaison und managt in der Hauptsaison die Bedürfnisse von rund 15.000 Einwohnern.
Das vereinbarte Leitmotiv zog sich wie ein roter Faden durch das hervorragend von Gemeinderätin Karin Koch und ihren ungarischen Freunden arrangierte Rahmenprogramm, an das sich anschließend ein Kochwettbewerb, bei dem die freundschaftlichen Beziehungen intensiviert wurden, anschloss. Unter dem Motto „ Europäischer Geschmack in der ungarischen und deutschen Küche“ bereiteten die ungarischen Gastgeber in kupfernen Kesseln, angeheizt von Gasbrennern, kulinarische Köstlichkeiten wie Fischsuppe, Kalbs-, Hirsch- und Ziegengulasch mit handgemachten Nudeln. Das deutsche Team glänzte mit Käsespätzeln und leckeren Desserts. Urkunden wurden selbstverständlich an alle Teilnehmer verliehen, die das gesellige Beisammensein bei strahlendem Sonnenschein unter uralten Bäumen im Innenhof des Rathauses ausgiebig genossen. Frisch gestärkt zogen einige zum Besuch des Postmuseums mit Weinprobe davon. Später genossen alle im Kulturhaus ein abwechslungsreiches musikalisches Programm des ungarischen Schulchores, des kleinsten Schülers und der Seniorengemeinde, die gemeinsam mit Ralf Schweizer und seiner Saxophonband großen Anklang beim Publikum fanden. Nach einem beeindruckenden Feuerwerk rundeten Ralf Schweizer und Rupert Laible den Abend mit klassischen Melodien in der benachbarten Kirche ab.
Mit dem Besuch des ungarischen Parlaments und der Matthiaskirche sowie einem Stadtrundgang mit anschließender Busrundfahrt und Abendessen in der ungarischen Hauptstadt Budapest setzten die ungarischen Freunde kulturelle Höhepunkte.
Wie viel Gastfreundschaft und Herzlichkeit die ungarischen Freunde trotz ihrer geschichtlichen Entwicklung besitzen, zeigt sich auch am Dienstag beim Besuch des örtlichen Kindergartens und der Karl-Reich-Schule. Diszipliniert und ordentlich üben bereits die Kleinen im Kindergarten Tänze und Lieder und tragen sie mit Freude in Landestracht vor. Weder im Kindergarten noch in der Schule findet man verkritzelte und eingeritzte Schulbänke oder angeklebte Kaugummis. Einer optimalen Verzahnung zwischen Kindergarten und Schule und der Förderung individueller Talente räumen der dortige und auch Schönbrunns Schulleiter Karlfried Schicht, der seine Ansprache in ungarischer Landessprache hielt, einen großen Stellenwert ein.
Ein Erfahrungsaustausch zwischen den Lehrern, die Nutzung der Homepage und ein geplanter Schüleraustausch soll die Beziehungen zwischen der Karl-Reich-Schule und der Schönbrunner Bildungswerkstatt intensivieren. Karlfried Schicht schlug vor, in seiner Schule für die gemischte 3. und 4. Klasse die ungarische Landessprache
einzuführen. Das Projekt soll über die EU finanziert und von der VHS angeboten werden, damit auch der angedachte Schüleraustausch nicht an Sprachbarrieren scheitert. Beim deutsch- ungarischen Treffen konnten alle von den ausgezeichneten Sprachkenntnissen der ungarischen Dolmetscherinnen Martha und Melinda profitieren, die rund um die Uhr mit ihrer herzlichen Art zur Verfügung standen.
Bei der offiziellen Verabschiedung am Dienstag vor dem Rathaus floss manches Tränchen der Rührung ob der herzlichen ungarischen Art. Bürgermeister Takács und seine Freunde begleiteten die Schönbrunner selbst zum entfernten Flughafen und versprachen, im nächsten Jahr zu einem Gegenbesuch nach Schönbrunn zu kommen. Ehe die Schönbrunner am Heimatort eintrafen, begegneten sie bei einem Zwischenstop an einer deutschen Autobahnraststätte einem jesusähnlichen Autobahnpfarrer, der die Bedürftigkeit seiner durstigen Schäfchen flugs erkannte und ihnen Trost in Form eines kleinen Umtrunkes spendete.
Gemeinderätin Karin Koch sprach bereits am Sonntag bei der Einweihung der Gedenktafel offiziell aus, was viele dachten.: „Einige sind als skeptische Freunde gekommen. Die ungarische Freunde haben uns mit ihrer Gastfreundschaft und ihrem wunderbaren Programm überwältigt. Herzlichkeit und menschliche Wärme, an die wir kaum noch zu glauben wagten, haben wir angetroffen und viele Denkanstöße für ein grenzenloses Zusammenleben in Europa mitgenommen. Wir freuen uns, Sie bald wieder zu sehen und wir danken Ihnen von ganzem Herzen für den unvergesslichen Aufenthalt in Balatonszemes.“
„Offene Herzen“. Wie wahr- Sowohl auf ungarischer wie auch auf deutscher Seite.

06.10.07

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