29.03.2024

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Offene Tallandschaften: Weichen für die nächsten Jahre gestellt


Oben links eine historische Aufnahme des "Eberbacher" Sensbachtals (rechts des Bachlaufs) aus den 1950er Jahren. Daneben ein Bild des Tales kurz nach Abholzungsarbeiten auf Eberbacher Seite in diesem Frühjahr, oben rechts der NABU-Trupp, unten das Pleutersbacher Tal nach der Pflege im Herbst 2007. (Fotos:privat/StVE)

(hr) (stve) Die offenen Wiesentäler sind unbestritten ein besonders reizvolles Landschaftselement des südlichen Odenwalds. Doch mit dem Strukturwandel der Landwirtschaft und dem Verlust der kleinbäuerlichen Betriebe verschwinden auch die früheren Bewirtschafter. Vielerorts wird zu Recht darüber geklagt, dass die Wiesentäler mit der Zeit zuwachsen und allmählich in Wald übergehen. Der Begriff vom "Pflegenotstand der Landschaft" macht die Runde.

Im Bereich Eberbach versucht man bereits seit mehreren Jahren, gegen diesen Trend anzugehen. Gerade bei einem Waldanteil von 79 Prozent der Gemarkungsfläche kommt dem Erhalt von ausreichenden Offenlandanteilen - im Fachjargon als Mindestflur bezeichnet - eine besondere Bedeutung zu. So konnten in den vergangenen Jahren umfängliche, mit Fichten zugewachsene Talflächen im Dürrhebstahl oberhalb der Jungviehweide im Ittertal und im Sensbachtal, zum Teil in erfolgreicher hessisch-badischer Zusammenarbeit, wieder frei gestellt werden.

Dieser Tage nun wurden letzte Landschaftspflegearbeiten im Pleutersbacher Tal ausgeführt. Vor vier Jahren noch zu erheblichen Teilen zugewachsen, präsentiert sich das Tal heute als weitestgehend offener Wiesengrund (unteres Bild). Dass dieses Ziel verwirklicht werden konnte, ist zum einen der tatkräftigen Unterstützung durch die Naturschutzbehörde des Rhein-Neckar-Kreises und das Regierungspräsidium Karlsruhe sowie zum anderen dem gemeinsamen Bemühen von Bauhof und Stadtförsterei Eberbach, eines Pleutersbacher Landwirts, der Straßenmeisterei und des Pflegetrupps des NABU-Regionalverbands Rhein-Neckar-Odenwald zu verdanken. Letzterer war schon wiederholt mit Maßnahmenschwerpunkt Äskulapnatter auf der Gemarkung Eberbach aktiv und hat unter der Direktive von Armin Jendrysik mit seinen vier "1-Euro-Kräften" hervorragende Arbeit geleistet.

Auch im Brombacher Tal konnte unter der Regie der Naturschutzbehörde des Rhein-Neckar-Kreises dieses Jahr wieder ein großer Schritt in Richtung Sicherung des offenen Talcharakters geleistet werden. Gerade das Brombachtal als eines der malerischsten Bachtäler auf Gemarkung Eberbach zeigt, wie wichtig Pflegemaßnahmen sind. Dank der durchgeführten Arbeiten gibt es dort eine attraktive Erholungslandschaft, von der Tourismus und Naherholung profitieren.

In diesem Zusammenhang sei es wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk gewesen, als vom Regierungspräsidium Karlsruhe kurzfristig kaum mehr erhoffte Pflegemittel für Wiesenflächen im Gammelsbachtal zur Verfügung gestellt worden seien, schildert der städtische Umweltbeauftragte Klemens Bernecker.

Bei den Pflegeeinsätzen geht es aber nicht allein um die Schaffung einer Bilderbuch-Ferienlandschaft. Die Maßnahmen sind jeweils auch auf einzelne, besonders zu schützende Tier- und Pflanzenarten oder Landschaftstypen nach der EU-Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie abgestimmt. Die weite Spanne der Tierarten reicht beispielsweise von der in Eberbach inzwischen wohl bekannten Äskulapnatter bis zum Bachneunauge oder vom Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling, einem seltenen Schmetterling, bis zur hin Bechstein-Fledermaus.

Auch künftig bleibt viel zu tun, denn mit der Erstpflege allein ist es nicht getan. Vor allem werden für die gepflegten Flächen mittelfristige Bewirtschaftungsregelungen angestrebt. Dazu gehört u.a. ein Beweidungsversuch mit den Ziegen eines Pleutersbacher Tierhalters. Nach ersten Erfolgen zwang die Blauzungenkrankheit die Tiere vorzeitig zurück in ihren Stall. Nächstes Jahr wird man auf diesem vielversprechendem Weg weiter machen.

Und auch für die Grünlandflächen im Sensbach-, Durrhebstahl-, Brombach- und Gammelsbachtal liegen bereits Bewirtschaftungsverträge vor. Die Weichen sind somit für die nächsten fünf Jahre gestellt.

23.11.07

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