28.03.2024

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Wenn die Lesung zur Musik wird


(Foto: privat)

(bro) (chl) Beim letzten Ausklang am 11. September fanden sich die Sopranistinnen Irmtrud Menz und Anne Pfahl mit der Pianistin Gudrun Habig Kühn zusammen, um die Klosterkirche in Musik zu tauchen. Eingestimmt wurde das Publikum mit Orgelmusik.

Gudrun Habig Kühn spielte auf der ehrwürdigen Orgel das Lied und die Improvisation „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ von Siegfried Fietz. Ein sehr stimmungsvoller Auftakt für das letzte Ausklang-Konzert des Jahres. Wie ergreifend der Text zu diesem Lied ist, der übrigens aus der Feder von Dietrich Bonhoeffer stammt, bestätigte im Anschluss Wolfram Kühn in seiner Lesung:„Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar“. Wo und unter welchen Umständen dieses Gedicht geschrieben wurde, wurde erst am Ende aufgelöst. Denn Bonhoeffer saß zu diesem Zeitpunkt im Gefängnis und dichtete diese kraftvollen Zeilen mit der Gewissheit, für sein Mitwirken im Widerstand gegen Hitler bald verurteilt und hingerichtet zu werden. Wie schön war es da im Anschluss die Stimme von Irmtrud Menz zu hören - warm und weich intonierte sie das „Ave Maris stella“ von Eduard Grieg - begleitet von Gudrun Habig Kühn auf dem Klavier. Eingehüllt in den warmen Mantel der Musik erfuhr das Publikum nun mehr von Dietrich Bonhoeffer. Mit ruhiger und geübter Stimme erzählte Wolfram Kühn vom letzten Brief des Dichters an seine Verlobte Maria von Wedemeyer und seine Familie. Trotz der Umstände waren in diesen Zeilen kein Hass und keine Verzweiflung zu finden. Er fühlte sich mit seinen Lieben im Gebet verbunden. An dieser Stelle passte perfekt die Arie aus dem zweiten Notenbuch der Anna Magdalena Bach „Bist du bei mir“. Als schmiegten sich diese Notenzeilen von Johann Sebastian Bach, gespielt von Gudrun Habig Kühn am Klavier, in die vorgetragenen Worte der letzten Lesung ein. Der nächste Text dagegen berührte auf eine besondere Weise, war diesmal doch von Verzweiflung zu hören. „Und reichst du und den schweren Kelch, den bittern. Des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand.“ Doch Bonhoeffer verlor in dieser Situation nicht den Halt. „So nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern. Aus deiner guten und geliebten Hand.“ Es ging weiter wie in einem Oratorium - aus einem Guss: Anne Pfahl und Irmtrud Menz sangen Bitten von Ludwig van Beethoven, begleitet am Klavier von Gudrun Habig Kühn. Beide Sopranstimmen fügten sich perfekt zusammen, ganz rein und klar und verbanden sie sich mit dem Klang des Klaviers. In der nächsten Lesung wurden nun die Verse eins und zwei des Gedichtes verglichen und festgestellt, dass er „all die bedrückenden und belastenden Fragen in Gottes Hände gibt, in dem großen Vertrauen, alles annehmen und tragen zu können, so wie es kommt.“ So lautet der Text des Liedes „Gott hat mir einen Engel gesandt“ aus dem Musical „Daniel“ und von Thomas Gabriel gesungen. Wieder überzeugten die beiden Sängerinnen Menz und Pfahl (in Klavierbegleitung) mit einer perfekten Darbietung. Hell und klar füllte der Gesang die Klosterkirche. In der folgenden Lesung fasste Wolfram Kühn nun die Ferse drei, vier und fünf zusammen. „Doch willst du uns noch einmal Freude schenken an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz, dann woll‘n wir des Vergangenen gedenken, und dann gehört dir unser Leben ganz.“ Darin spiegelt sich Angst und Hoffnung zugleich wider, wie in dem nächsten Liedvortrag: „Lead me -Guide me“ von Doris Akers. Das Publikum lauschte den Sopranistinnen mit ihrer Begleiterin am Klavier - gespannt und andächtig bis zum letzten Ton des Liedes, um sich danach mit einem tosenden Applaus zu bedanken: für eine Musik, die zu Herzen ging. In der letzten Lesung befasste sich Kühn mit den Versen sechs und sieben „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Diesen Worten der Hoffnung und Zuversicht folgte der abschließende Liedvortrag: Die Sängerinnen sangen von James Moor „ An Irish Blessing“, ebenfalls begleitet am Klavier von Gudrun Habig Kühn.

Die Begeisterung der Zuhörer war nur mit einer Zugabe zu würdigen: „Der Abendsegen“ aus der Oper Hänsel und Gretel von Engelbert Humperdinck. Mit diesen Eindrücken konnte nun getrost die Ausklangreihe 2019 beendet werden.

19.09.19

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