28.03.2024

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Bei Peter Scholl wird die Ernte des frischen Krauts jedes Jahr gefeiert


(Fotos: Thomas Wilken)

(tom) Längst ist das Sauerkrautfest bei Peter Scholl in Moosbrunn ein Geheimtipp für Freunde und Bekannte aus dem näheren und weiteren Umfeld. Alle lieben das frische Kraut, das drei Tage vorher noch auf dem Acker in Untergriesheim stand und eigenhändig geerntet wurde, die Geselligkeit und das deftige Essen aus dem Kessel. Auch wenn der Himmel bewölkt war, tat das der guten Stimmung keinen Abbruch - die Gäste hatten die Sonne im Herzen.

Scholl begrüßte als Hausherr und Amtmann auch heuer wieder seinen Lehnsherren Ritter Friedrich von Hirschhorn in Gestalt von Hans-Jürgen Waibel, den evangelischen Theologen Roland Müller aus Heidelberg sowie die Eschelbronner „Wandermusikantin“ Frauke Bodinus. Das Eröffnungsprogramm wird von Jahr zu Jahr vielfältiger und ansprechender gestaltet.

Vor der evangelisch geprägten Andacht gab Hans-Jürgen Waibel noch Informationen zu Allerheiligen: In der Frühzeit des Christentums hatte noch jeder Heilige einen eigenen Gedenktag, bis Papst Gregor IV. aufgrund der Vielzahl im Jahr 835 das Fest Aller Heiligen auf den 1. November festlegte. Dem folgte Ende des 10. Jahrhunderts der Allerseelentag, vom Abt Odilo von Cluny eingeführt. „So begegnen wir uns nun gemeinsam im Glauben verbunden“, übergab er den weiteren Ablauf an Pfarrer Roland Müller.

Mit „Hallelujah“, von Frauke Bodinus sehr ausdrucksstark gesungen und auf dem Akkordeon selbst begleitet, begann der besondere Teil des Morgens. Unter den Bibeltext „ihr seid das Salz der Erde“ hatte Roland Müller passend zum Anlass seine geistlichen Gedanken gestellt. Interessant waren seine Ausführungen, wo sich das Wort sprachlich wiederfindet. Zum Beispiel in Salär, Soldat, Insalata (eingesalzen) oder in dem Griechischen Hallon. „Amazing Grace“ (die unglaubliche Gnade), von Frauke Bodinus sehr freudig vorgetragen, beendete die sehr emotionale Andacht.

Weltlich ging es weiter. Es folgte die launige Ansprache von Sauerkrautkönigin Carola Scholl in Versform, in der sie auf ihre zurückliegende einjährige Regentschaft einging und viel Lustiges zu berichten hatte. „Drum esst und trinkt heut hier im Hof, denn schlechte Laune, die is doof. Vergesst a ned mein Spruch vom letzten Jahr: Wenn ein Mensch verdrießlich schaut, dann fehlt es ihm an Sauerkraut.“

Mit „stolzer Brust“ trat Ritter Friedrich vor seine Moosbrunner. Hatte er doch erst kürzlich aus alten Urkunden erfahren, dass bereits 1319, und nicht wie angenommen 1513, die Herren von Weinsberg das Dorf Moosbrunn an Ritter Albrecht I. vom Hirschhorn als Lehen übertragen haben, wo es fortan bist zum Tod von Ritter Friedrich 1632 zu Hirschhorn gehörte.

In der ihnen eigenen Art und historisch gewandet, gaben Ritter und Amtmann gut gemeinte Verhaltensregeln für das Fest: „Drum seid gescheit und gebet acht, das Fest ist nur zur Freud gemacht. Was die Speis belanget, so ist für jed Person genug gerichtet, allwo Fleisch und Wurst im Kessel gekocht, die Mägen soll füllen. Bis Sonnenuntergang soll Fröhlichkeit im Dörflein sein.“

Frauke Bodinus Ballade von der „Rose und dem Dornbusch“ setzte einen markanten Schlusspunkt der Eröffnung und leitete zum Mittagsmahl über. Kurzweilig und fröhlich ging es weiter in geselliger Runde bei Leckerem aus Küche und Keller. Die Tradition des Krautschneidens hat in Moosbrunn bei Peter Scholl Bestand.

05.11.19

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